Abya Yala

Abya Yala bedeutet wörtlich in der Sprache der Kuna „Land in voller Blüte“ (span. Tierra en plena madurez). Dies steht im Gegensatz zu dem Begriff Dule Nega, Heimat der Menschen. Der Begriff Dule Nega bezeichnet nur das eigene Territorium der Kuna, dagegen bezieht sich Abya Yala auf alles andere, was darum herum sich befindet. Das Territorium der Kuna befindet sich in den heutigen Ländern Panama und Kolumbien.

Nun fangen seit einigen Jahren immer mehr indigene Gesellschaften und Institutionen an, Abya Yala als Synonym für die Amerikas zu benutzen, um deren kritische Haltung gegenüber diesem Begriff auszudrücken. Der problematische Begriff Amerika ist eine Fremdzuschreibung und Teil des Narrativs der Entdeckung und Entstehung der Neuer Welt in durch Europäer*innen. Amerika leitet sich aus dem Vornamen des italienischen Kreuzfahrer Amerigo Vespucci ab, der den Irrtum Kolumbus aufdeckte, dass Abya Yala nicht Indien sei. So stellen damit der Begriff Amerika, genauso Wörter „indigen“ und „indianer“ und viele geographische Bezeichnungen in Abya Yala koloniale Hinterlassenschaften dar und stehen für die kategorische Ausgrenzung der ursprünglichen Bevölkerungsgruppen des Kontinents. Deshalb fangen indigene Aktivist*innen wie der Aymara Anführer Takir Mamani sich gegen diese symbolische Gewalt und für den Begriff Abya Yala auszusprechen. Takir Mamani geht es darum Bezeichnungen, die eng mit indigener Diskriminierung und Ausbeutung verknüpft sind, zu verändern. Denn Namen sind politisch und beinhalten symbolisches Kapital.

Abya Yala ist also mehr als eine Bezeichnung für einen Kontinenten. Es verfolgt auch das Ziel einer dekolonialen Sprache und Taxonomie.

Author: Philipp Rohn

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