Das Wort duende bezieht sich im Spanischem auf alle möglichen fantastischen Wesen, die wir aus unseren Märchen kennen wie Kobolde, Elfen, Wichte, Heinzelmännchen etc.[1]
Es gibt aber noch eine weitere Bedeutung des Wortes duende, die einem vielleicht schon mal untergekommen ist, wenn man in Andalusien mal unterwegs war oder sich intensiver mit der Flamenco Welt beschäftigt hat. In diesem Kontext beschreibt duende einen inneren Gefühlszustand, eine physische Reaktion, die du gegenüber einer Künstlerischen Performance verspüren kannst. Es ist etwas, dass im sich im Moment abspielen muss und kann deshalb nicht durch alle Kunstformen transportiert werden. So manifestiert es sich bei Musikerinnen und Poeten, die ihr Kunst Live vortragen, aber nicht Architektinnen und Malern, weil sie in ihrer Kunst keinen Moment gemeinsam mit einer Audience kreieren können:
„The duende is a momentary burst of inspiration, the blush of all that is truly alove, all that the performer is creating at a certain moment.”[2]

Duende stammt etymologisch von dueño de la casa (Hausherr) ab und wurde durch den bekannten spanischen Schrifsteller und Poet Frederico Garcia Lorca in einer Konferenz aus dem Jahre 1933 „Juego y teoría del duende“ philosophisch abgehandelt.[3] In seinem Vortrag lassen sich vier notwendige Grundeigenschaften für duende ausmachen: Irrationalität, Erdverbundenheit, ein gesteigertes Bewusstsein für den Tod und ein Hauch von diabolischen. So wird duende von ihm als einen dämonischen Erdgeist beschrieben, der einen Ergreift und einen mit dem Tod konfrontiert. Der*die Künstler*in darf sich diesem Geist nicht ergeben, sondern muss gemeinsam mit dem Publikum diesen bekämpfen. Durch diesen inneren Kampf resultiert eine Kunst, die Spontan und in den Moment gehört, die nicht versucht irgendwelchen Normen zu unterliegen und fiktiv erscheint. Sie versucht deshalb den Raum der Rationalität zu übersteigen und funktioniert nur auf der Ebene des Affektiven.
Umgangssprachlich kann man mit tener duende (duende haben) auch dieses gewisse etwas beschreiben. Diese Bitterkeit oder Würze, die der Kunst eine tiefe, einen Charakter und eine Seele gibt. Dieses kann nicht durch bloßes künstlerisches und technisches Können hervorgerufen, sondern es braucht diese Theatralik und existenzialistische Unternote.
[2] Lorca, Frederico G. (1998): In Search of Duende, New Directions Publishing Corporation, New York. Page viii.
[3] http://www.centrofedericogarcialorca.es/es/actividades/exposiciones/17/teoria-del-duende-en-el-centro-federico-garcia-lorca
Author: Philipp Rohn